Zwischen dem Isonzo und dem Collio in Richtung Westen zur friaulischen Ebene
liegt Gradisca, heute ein behaglicher und ruhiger “ländlicher Ort”, der
an Geschichte und Glück erinnert und sich an seinem heutigen Lebensstil
erfreut, der durch den Rhythmus der vergangenen Jahrhunderte geprägt
ist.
Ein “Patenkind” von Venedig, das sich gegen Ende des 15. Jahrhunderts dazu
entschloß, den Ort zu befestigen, um den türkischen Einfällen
standzuhalten; Gradisca d’Isonzo wird mit dem darauffolgenden Jahrhundert
Teil des Reichs der Habsburger, die sie zur “Hauptstadt” (bis zum Großen
Krieg) eben der Hauptmannschaft machen, die einen großen Teil der Ebene
des östlichen Friauls einnahm.
Zwischen dem 17. und 18. Jahrhundert war die Stadt Fürstentum der Familie Eggenberg mit Münzrecht und Wahlstimmrecht am Reichstag und später nannte sie sich “Reichsfürstentum Grafschaft Gradisca”; später jedoch geriet sie infolge der durch das Haus Habsburg auferlegten Ruhe etwas in Vergessenheit.
Von dieser Geschichte, die geringfügig durch die “Republik Venedig” und
stark durch das Kaiserreich von Wien geprägt ist, zeugen in Gradisca
der Städtebaukomplex und zahlreiche Monumente, die man als Tourist keinesfalls
versäumen sollte.
Es handelt sich hierbei um die alten Wehrmauern mit ihren Wachtürmen (für diese Verteidigungsanlage wurde auch Leonardo da Vinci zu Rate gezogen), um den Dom, das städtischen Museum und Lapidatium, um die Loggia der Händler, den Monte di Pietà, das Haus der venetischen Inspektoren, sowie die Paläste Torriani, de Fin-Patuna und Strassoldo-Pace-de Carnelli-Mistruzzi.
Sehenswert ist jedoch heute nicht nur das Gradisca von einst. Das hochwertige
Angebot von heute ist bereits bei einem Besuch in der regionalen Galerie zeitgenössischer
Kunst “Luigi Spazzapan” (Tel. 0481960816, Eintritt frei, Montag geschlossen)
zu erkennen, in der eine Sammlung der Werke von Luigi Spazzapan ausgestellt
ist, die einst dem turiner Sammler Eugenio Giletti gehörte und nun Eigentum
der Sparkasse Gorizia ist. Es sind etwa fünfzig Werke ausgestellt, bei
denen es sich um Öl- und Temperagemälde, sowie Zeichnungen aus den
Jahren 1928 bis 1956 handelt, die die gesamte künstlerische Laufbahn
des Malers umfassen, der ein großer Freund des Bildhauers Umberto Mastroianni
war; parallel dazu findet eine ständige Ausstellung mit den Werken von
Altieri, Spacal, Pizzinato, Alviani, Ciussi, Mocchiutti, Miela Reina, Zigaina,
Mirko und Afro Basaldella statt.
Den Abschluss bildet eine weitere ebenso anspruchsvolle wie zeitgenössische “Kunst”, und zwar die regionale Önothek “La Serenissima”, die im Haus der venetischen Inspektoren untergebracht ist und jährlich eine Auswahl der zweihundert besten Weiß- und Rotweine mit der entsprechenden Noè-Auszeichnung bietet (und verkauft), die der Stolz der Region Friaul Julisches Venetien sind und von Sommeliers und Önologen nach einer sorgfältigen Prüfung ausgewählt werden: das ganze Jahr über dienen sie als “Nachweis” für den guten önologischen Geschmack dieser Region.
Regionale ganzjährige Sammlung elder Weine “La Serenissima“
In Gradisca befindet sich der Palazzo der venetianischen Provveditori: Ein
mehr als tausend Quadratmeter großes Gebäude von Francesco Ten
erbaut, der die Kleinstadt von 1481 bis 1486 regierte. Es handelt sich um
einen Palazzo mit Kreuzgewölben, der im Jahre 1989 auch einer Restaurierung
unterzogen wurde. Hier befindet sich seit 1965 der Sitz der regionalen Sammlung
edler Weine „La Serenissima“, dessen Aktivitäten nun vom regionalen Amt
für die Förderung und Entwicklung der Landwirtschaft in Friaul Julisch
Venetien (ERSA) geleitet werden. Die Räume sind durch Freskomalerein
von Fred Pittino verschönert und der bäuerlichen Kultur gewidmet.
In den Ausstellungsräumen und den Räumen, die der Verkostung gewidmet
sind, werden den Gästen regionale Weine neben anderen Produkten und typischen
lokalen Gerichten, vorgestellt.
Die Sammlung stellt eine komplette Vitrine dar: interessant und fesselnd für
all diejenige, die lokale Produkte in deren historischer Umgebung, Bezug zur
Tradition und Natur an Ort und Stelle kennen lernen möchten. Die reiche
Vielfalt an etwa dreihundert Weinen wird sorgfältig von Weinexperten
ausgewählt. Mehr als sechshundert Flaschenabfüller nehmen jährlich
an einer Ausscheidung teil, die sich auf die Bibel bezogen „Noahs große
Weine“ nennt. Ihre Aufgabe besteht darin, die besten regionalen Weinbauern
– Produkte ausfindig zu machen, um sie in das Angebot der Weinsammlung aufzunehmen.
Darüber hinaus werden sie durch Werbung im In- und Ausland bekannt gemacht.
Die Werbung beginnt mit der öffentlichen Bekanntmachung der Auswahl in
der zweiten Maihälfte. Neben Noè - Noah werden hier die Ausstellung
von Grappe und Schaumweinen abgehalten, es werden Dop (denominazione di origine
protetta – geschützte(r) Ursprung/Benennung) Produkte und traditionelle
landwirtschaftliche Produkte verkostet, und vor allem sollte man der Einladung
folgen, die Produktionsstätten, Weinkeller und Weinberge zu besuchen.
Historisch bedeutungsvolle und beeindruckende Gegenden.