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ie ist die größte und in ihrer Anlage vollständigste Villa des Nordostens, wahrscheinlich ganz Italiens, die Villa Manin in Passariano. Erbaut wurde sie von der Familie Manin, einer einst aus Florenz mit Dante ausgewiesenen Familie, die in Udine erneut zu großem Reichtum kam. Im 17. Jahrhundert war dieser derart angewachsen, daß die Familie eine geradezu fürstliche Rolle im Lande einnahm, dank ihres Ansehens, ihres politischen Einflusses aber auch der vielen sozialen und kulturellen Stiftungen. Den Höhepunkt dieses Aufstieges markiert die Aufnahme ins venezianische Patriziat, dank einer Spende eines nach heutigen Maßstäben Milliardenvermögens an die Republik von Venedig, sowie der gleichzeitige Baubeginn der Villa. Der Kern des 17. Jahrhunderts wurde um 1700 in der heutigen Form zu einer einmaligen Anlage erweitert, die den meisten Besuchern eher als mitteleuropäisches Schloß denn als Villa erscheint, so gewaltig sind die Ausmaße. Sie ist aber im italienischen Sinne eine Villa gewesen, denn sie war der private Landsitz einer allerdings fast unermesslich reichen Famlie. Selbst als diese den letzten Dogen stellte und dieser einige Male in der Villa weilte, blieb sie doch der Privatbesitz der Familie und wurde niemals eine offizielle Residenz des Landesherrn. Die Villa vereinigt in sich in beispielloser Weise alle Traditionen der Villenkultur des venezianischen Machtbereiches und kann daher als ein Resümee der ganzen Villegiatura gelten, gleichzeitig ist sie aber auch deren Schlußpunkt.
Im Kern steht das gewaltige Herrenhaus, das eine ins maßlose gesteigerte venezianische Bauform darstellt: der Saal ist nun dreigeschossig und erstreckt sich über 5 Fensterachsen, er ist Zentrum schier endloser barocker Raumfluchten und wurde im ersten Stock nach der Mode des 18. Jahrhunderts mit aristokratischen Appartements erweitert, zu denen etwas fade, aber ungeheuer mächtige Treppen hinauffuhren. Der Palastbau weist die einmalige Besonderheit auf, daß sich die herrschaftlichen Prachtraume des Piano Nobile im Erdgeschoß befinden, was auf ein ganz ungewöhnliches Interesse an der Öffnung zu Natur und Garten hinweist, wie wir es sonst nur von viel kleineren Jagdschlössern her kennen. Der zentrale Baukörper wird dazu auch zusätzlich in ebenerdige Seitenflügel eingespannt, die dem von der Renaissance formuliertem Ideal der Villa als flacher, breitgelagerter Baukörper in idealer Weise entsprechen. Diese Bauten standen im Mittelpunkt eines ungeheuren barocken Gartens, der eine der aufwendigsten Parkanlagen Italiens darstellte. Von dieser sind einige Elemente noch heute erkennbar, vor allem natürlich die enorme kilometerlange Gartenmauer. Zu diesem Park öffneten sich die Räume mit herrlichen Durchblicken, welche durch die Wegeachsen ins unendliche verlängert wurden. Dieser enge Zusammenhang von Villa und Territorium wird heute nur noch im Mittelsaal deutlich, wo sich die der Blick nach vorne und hinten in kilometerlangen Alleen verliert. Die anderen Blickachsen sind durch die Baumgruppen des romantischen Landschaftsgartens verstellt worden, der heute im wesentlichen den Eindruck der Anlage bestimmt.
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Die Villa Manin setzt auch die Tradition des großen landwirtschaftlichen Betriebes fort, den jede echte venezianische Villa darstellte und der mit den repräsentativen Teilen von den Architekten zu einer harmonischen Einheit geformt wurde. Hier stammen von Palladio die berühmtesten Vorbilder, welche auch in den einzelnen Elementen in Passariano wieder zu finden sind. Die Gesamtwirkung aber ist eine ganz andere. Nicht ländliche Einfachheit der Formen und räumliche Durchdringung von Landwirtschaft und Residenz waren das Thema sondern die Schaffung einer großen Lustschloßarchitektur. Der Unterschied zur Palladianischen Villa wird an den Bogengängen der großen ausschwingenden Arme ganz deutlich: was bei Palladio als Zugang zur Landwirtschaft dient, als Anbindung, funktioniert nun ganz ohne Türen und Durchgängen als Ausgrenzung, als Trennwand zwischen den Bereichen der herrschaftlichen Prachtentfaltung und der Landwirtschaft dahinter, welche nicht mehr vom Hofe erreichbar ist und das Bild der barocken Herrschaftsarchitektur dadurch auch nicht stören
kann.
Die Villa besitzt heute leider kaum mehr ihre originale Inneneinrichtung. Zwar sind die Dekorationen in Stuck und Malerei allesamt bestens erhalten geblieben, doch vermögen sie schon wegen ihrer geringeren Bedeutung die Räume nicht zu erfüllen. Geblieben sind nur wenige Möbel die nur andeutungsweise die Erinnerung an die bedeutenden Stationen der Geschichte lebendig halten, welche die Villa in den Mittelpunkt der historischen Entwicklung des Friaul stellten: der barocke Park, den heute ein großes Modell erklärt, und noch in Statuen und anderen Details ablesbar ist, sah einige der glänzendsten Feste der Republik von Venedig des 18. Jahrhunderts. 1797 fand dagegen gerade dieses Staatswesen hier ihr Ende mit dem Friedensvertrag von Campoformio, in diesem wurde auch der Anschluß der venezianischen Gebiete an (Österreich fest-gelegt und damit das Geschick der Region im 19. Jahrhundert maßgeblich bestimmt. 1917 folgte auf den Bruch der
(fortsetzung folgt →) |