Als obligatorische Etappe auf dem Weg von Italien in die Länder von Nordosteuropa, war Venzone bereits seit prähistorischer Zeit Standort für diverse Ansiedlungen; östlich der heutigen, von Befestigungsmauern umgebenen Altstadt sind noch Reste einer paläontologischen Burg erhalten, die zwischen dem 13. und 11. Jh. v.Chr. von venetischen Bevölkerungen bewohnt war. Um ca. 500 v.Chr. wurde das Territorium von keltischen Stämmen besiedelt, denen im 3. Jh. v.Chr. die Karnier (ebenfalls kelti-schen Ursprungs) und schließlich die Römer folgten, die im 1. Jh. v.Chr. Venzone zum Sitz einer statio am Standort des heutigen
Doms und vielleicht eines castrum machten. In archäologischen Untersuchungen im Hauptkirchengebäude konnte zur Bestätigung der Kontinuität der Besiedlung die Existenz einer früheren Kultstätte nachgewiesen werden, die bereits im 6. Jh. bestanden hatte; es folgten die Epochen der Langobarden (7.-8.Jh.), der Karolinger (9.-10. Jh.), der Otto-Kaiser (10.-11.Jh.), das 13. Jh.

 

venezianisch-gotischen Stil geschmückt; höher ist die Ecke mit dem Uhrturm aus dem 16. Jh., der mit einem in einer Nische aufgestellten, venezianischen Löwen (1543) versehen ist. Die Loggia ist mit Fresken ausgestaltet, die von Pomponio Amalteo 1584 gemalt wurden. Der Ratssaal zeigt dagegen auf der Südwand eine Freskomalerei, die aus dem Haus Binfar abgelöst, das Werk eines lokalen Künstlers aus der Mitte des 14. Jh.
    Besonderes Wahrzeichen von Venzone sind zweifellos die Stadtmauern aus dem 13. Jh., die ein einmaliges Beispiel in Friaul (nach den Demolierungen im 19. Jh.) für eine befestigte Stadt des Mittelalters in diesem Raum und auch im übrigen Italien darstellen. Auch sie wurden 1976 fast völlig zerstört; aber der mächtige, schmucklose, mit Türmen bewehrte Mauergürtel mit Zwischenwall und umgeben von Gräben, wurde zum großen Teil wieder aufgebaut und umschließt heute wieder die achtzehn insulae des mittelalterlichen Marktfleckens in einem 

 
 

 
 

    Mit der Errichtung des heutigen romanisch-gotischen Doms Sant‘Andrea Apostolo wurde im 14. Jh. begonnen, wobei derselbe Maestro Giovanni, der einige Jahre zuvor am Dom in Gemona gearbeitet hatte, beteiligt war (ob nur als Bildhauer oder auch als Baumeister ist nicht bekannt). Geweiht wurde die Kirche 1338 vom Patriarchen Bertrand, der gemeinsam mit den anderen hohen geistlichen Würdenträgern seines Gefolges
in den Fresken verewigt ist, die im Inneren der Kirche zu sehen sind und vermutlich sofort nach 1365 ausgeführt wurden,
als Venzone, nach 15-jähriger österreichischer Herrschaft, wieder unter die Kontrolle des Patriarchats zurückgekehrt war. Im Erdbeben von 1976 zerstört, wurde das Kirchengebäude mit den zwei charakteristischen, an den Apsiden angebauten Türmen (einmalig in Friaul), aus den originalen Materialien wieder aufgebaut. Die als einfache Satteldach-Konstruktion errichtete Hauptfassade weist einen Vorbau mit einem Portal in Flamboyant auf, das Anfang des 15. Jh. von Maestro Scaco geschaffen wurde; die wunderschöne Lünette mit einer Kreuzigung (Mitte des 14. Jh.) ist ein Werk von großer Ausdruckskraft. Unter den zahlreichen Reliefs und Skulpturen zum Schmuck der äußeren Fassade, sind die plastischen Verzierungen am Vorbau der nördlichen Fassade des Querschiffes, ein Werk des Maestro Giovanni (1308), besonders zu erwähnen. Der Innenraum, in dem zahlreiche originale Kunstwerke fehlen, die noch restauriert werden, zeigt einen lateinischen Kreuzgrundriss mit drei Apsiden, wobei der einschiffige Raum mit dem Presbyterium durch zwei große Bogengänge verbunden ist, die über das Querschiff hinausgehen. Am Domvorplatz ist nach dem Erdbeben von 1976 nur der unterirdische Teil (Krypta) der romanischen Friedhofskapelle mit kreisförmigem Grundriss, geweiht dem heiligen Michael, errichtet um die Mitte des 13. Jh. und im 14. Jh. mit einer halbkreisförmigen Apsis versehen, erhalten geblieben: heute wieder aufgebaut, ist von ihrer ursprünglichen Ausstattung eine holzgeschnitzte Figurengruppe mit der Darstellung der Beweinigung Christi erhalten, die einem deutschen Holzschnitzer aus der ersten Hälfte des 16. Jh. zuzuschreiben ist; weiters ist hier das Museum der Mumien untergebracht; es enthält die fünfzehn Leichname, die uns von den zahlreichen erhalten geblieben sind, die hier durch einen natürlichen Prozess konserviert und ab 1647 aus dem Unterboden im Dom geborgen wurden.
    Piazza Municipio, einer der schönsten Plätze in der Region, ist das Zentrum der Stadt und reich an historischen Gebäuden aus dem 15. und 16. Jh.; besonders zu erwähnen das prachtvolle Rathaus, das an der Wende des 14. zum 15. Jh. errichtet wurde; 1547 im Renaissancestil erneuert, wurde es noch zwei Mal vollständig wieder aufgebaut. Das zweigeschossige Gebäude ist mit einer durch acht Rundbogen gegliederten Loggia ausgestattet; darüber befindet sich der Ratssaal, der über einen monumentalen Treppenaufgang zugänglich ist; außen wird der Bau durch eine Reihe von zweibogigen Fenstern in Flamboyant venezianisch-toskanischer Prägung und vom Portal im  

 

unregelmäßigen Sechseck, das urs-prünglich eine Länge von rund 1300 Metern aufwies. Von den drei Tortürmen, die den Zugang von außen ermöglichten, ist nur das Tor San Genesio aus 1309 erhalten geblieben, da die beiden anderen im 19. Jh. niedergerissen wurden.
    Außerhalb der Stadtmauern, am Fuße des Monte Belede, liegen zwei nach 1976 wieder aufgebaute, kleine Kirchen, eine den Heiligen Jakob und Anna, die andere der heiligen Katharina von Alexandria geweiht; beide sind durch einen großzügigen Säulengang vor dem Kirchenraum gekennzeichnet, der innen mit einer als Hängewerk ausgeführten Decke versehen ist. Die erste der beiden wurde vermutlich im 10.-11. Jh. Im 14. Jh. wurde die Kirche erheblich erweitert und später mit dem Säulengang (1525) ausgestattet.


    Die zweite, der Märtyrerin geweihte Kirche geht hingegen auf das 15. Jh. zurück. Im Innenraum sind von den antiken Fresken noch eine Szene der mystischen Hochzeit der heiligen Katharina von Alexandria (Anfang 15. Jh.) auf der rechten Wand und ein Bruchstück mit Blumenmotiv und Adler, das druckartig wiederholt wird (15.-16.Jh.), im Presbyterium erhalten; auf der linken Wand befindet sich die Kopie einer mehrfarbigen Holzstatue, welche die Heilige mit den Zeichen ihres Martyriums und einem Fuß auf ihrem Peiniger darstellt, die Antonio d‘Incarojo (1497) zugeschrieben wird. Aus der im Erdbeben zerstörten Kirche konnten auch das Original der genannten Statue und das Tafelbild aus Holz vom Altar der Apsis aus der gleichen Epoche und vielleicht vom gleichen Künstler, geborgen werden.
    Die ebenfalls außerhalb der Mauern in Portis gelegene Pfarrkirche San Bartolomeo wurde im 19. Jh. auf einem früheren Bau aus dem 13. Jh. errichtet; sie wurde vom Erdbeben völlig zerstört. Einige dort aufbewahrte Kunstwerke konnten jedoch gerettet werden, darunter ein großes Holzkruzifix von Ende des 13. Jh., das aus einer friulanischen Werkstatt stammt und jetzt in der neuen Kirche (1990-1991) zu sehen ist.

 

Schluss

 
 
  Gli affreschi della cripta del duomo di Gemona.   The frescoes of Gemona cathedral’s crypt. Die Fresken der Krypta des Doms von Gemona. Un bassorilievo della vasca battesimale nella cappella feriale del duomo. Bas-rilief of the christening font in the cathedral’s ferial chapel. Basrilief des Taufbeckens in der Kapelle des Doms.