Eine der wichtigsten Neuerungen bei langobardischen Grabausstattungen in Italien sind die goldenen Kreuze, die fallweise in Gräbern von Erwachsenen und Kindern, männlich und weiblich, gefunden wurden. Es handelt sich um typische Gegenstände der Bestattungsriten im Mittelmeerraum, die von den Langobarden übernommen wurden. Das Kreuz wurde auf einen Schleier oder ein Schweißtuch aufgenäht und das Gesicht des Toten damit bedeckt.
    Die wichtigsten langobardischen Gräberfelder von Cividale wurden außerhalb der Stadt entdeckt, das heißt außerhalb der spätantiken Stadtmauern, wo von den Langobarden nach ihrer Ankunft in Cividale ihre Toten sowohl in bereits von der lokalen Bevölkerung dazu benützten Zonen als auch in neu angelegten bestattet wurden.
    Es ist eine chronologische Entwicklung in der Verwendung der Bestattungszonen durch die Langobarden festzustellen: die ältesten Gräber befinden sich nordöstlich (Nekropolis Cella-San Giovanni), nördlich (Nekropolis San Mauro) und westlich der Stadt (Nekropolis Gallo und Santo Stefano), um später auch im Stadtgebiet selbst und südöstlich (Piazza della Resistenza, Kirche San Pantaleone) und südwestlich von Cividale (Grupignano) aufzutreten.
    Die aus den genannten Fundstätten stammenden Mate-rialien kommen im Archäologischen Nationalmuseum zu bester Geltung: aus den Gräberfeldern Cella-San Giovanni, die in zwei verschiedenen Perioden von 1821-22 und 1916 ausgegraben wurden, stammt der größte Teil der traditionellen langobardischen Fibeln (S- oder bügelförmig), die mit

 

der ersten Generation nach Cividale gekommen waren, sowie weitere Exemplare späterer Epochen. Beachtlich auch die zahlreichen Halskettenfunde, die aus langobardischen Nachahmungen byzantinischer Münzen bestehen.
    Aus der 1949-1951 ans Licht gebrachten Nekropolis Gallo stammen Beigaben von Männer- und Frauengräbern, die vorwiegend aus typischen Waffen und Schmuckstücken aus der Zeit der Einwanderung bestehen.
    Aus der Nekropolis Santo Stefano, die in den Jahren 1960 und 1987-88 ausgegraben wurde, ist eine reichhaltige Serie von Grabbeigaben aus der Zeit von Ende 6. bis Anfang 7. Jh. zu sehen; darunter zahlreiche Goldkreuze, Goldbrokatstoffe für Kleider, Gürtelbeschläge aus Gold und Eisen mit Goldintarsien, Bronze- und Glasgefäße, Spielfiguren, Waffen und als Unikat eine herrliche Fibel in Bügelform.
    Schließlich ist in einem eigenen kleinen Saal eine Grabaus-stattung unter dem Namen des vermutlichen Besitzers Herzog Gisulfo zu sehen. Das Grab mit Sarkophag wurde 1874 zufällig auf der Piazza Paolo Diacono entdeckt; die Grabbeigaben gehören zu den reichsten, die in Civi- dale gefunden wurden. Vor allem weisen Stickereien mit Goldfäden auf der Tracht und ein Siegelring auf Bedeutung und hohen gesellschaftlichen Rang des Verstorbenen hin. Die Ausstattung kann mit Beginn der zweiten Hälfte des 7. Jh. datiert werden und aus diesem Grund kann das Rätsel um die Identität der hoch gestellten, langobardischen Persönlichkeit nicht vollends gelöst werden.

 
 

 

Der Kleine Langobardentempel
    Das Oratorium Santa Maria in Valle ist eines des komplexesten Monumente des frühen Mittelalters in der westlichen Welt.
    Das kleine Gebäude mit rechteckigem Grundriss zeigt auf seiner westlichen Mauer Teile der ursprünglichen Dekoration aus Fresken und Stuckarbeit.
    Über einem wunderschönen Bogen in Stuckarbeit, mit Weinrebe, entfaltet sich eine Reihe von sechs reliefartigen, weiblichen Statuen, die symmetrisch an beiden Seiten des zentralen Fensters angeordnet sind. Es wird angenommen, dass es sich um das Werk byzantinischer Meister handelt, die im Raum von Syrien und Palästina arbeiteten; datiert wird es mit rund 760 n.Chr.; aus der gleichen Periode stammen vermutlich die originalen, noch erhaltenen Fresken, die Parallelen in den Kirchen Santa Maria Antiqua in Rom und San Salvatore in Brescia finden.

Das Christliche Museum
    Es ist in einem Raum untergebracht, der im Dom aus dem dritten Feld des rechten Seitenschiffes zugänglich ist. Hier sind zwei absolute Meisterwerke der italienischen Bildhauerkunst des Frühmittelalters aufbewahrt: das Taufbecken des Callisto und der Ratchis-Altar.
    Das vom Patriarchen Callisto (730-756) beauftragte Taufbecken in der Kirche San Giovanni Battista neben dem Domkirchhof, ist nach verschiedenen Wechselfällen jetzt in einer auf das Jahr 1946 zurückgehenden Zusammensetzung zu sehen. Es besteht aus einem achteckigen Becken mit Stufenaufgang und einer Brüstung mit zwei Platten, die mit Basreliefs geschmückt sind: die Platte des heiligen Paolino und die Schirmwand des Patriarchen Sigualdo (756-786), Nachfolger von Callisto. Auf der Brüstung ruhen acht Säulen, die das Tegurium mit kleinen, von Basreliefs mit christlichen Motiven geschmückten Bögen tragen und Callisto gewidmete Inschriften aufweisen.
    Der Altar von Ratchis war ein Geschenk des Herzogs Ratchis an die Kirche San Giovanni in Cividale, die dann an die Taufkapelle San Giovanni Battista und später an die Kirche S. Martino weitergegeben wurde. Er ist auf drei Seiten mit Basreliefs geschmückt, die Christus als König, die Anbetung durch die Heiligen Drei Könige und die Heimsuchung Mariä darstellen. Im oberen Bereich befindet sich eine Inschrift zum Gedenken an den Auftraggeber, aus der wir die Datierung des Monuments zwischen 739 und 744 ableiten können.

 
     

Schluss

 
 
  Edificio storico cividalese. An historical building in Cividale. Historisches Gebäude in Cividale.