ihre Existenz ist jedoch jedenfalls bereits seit dem 12. Jahrhundert überliefert und vielleicht gehörte sie sogar schon im 11. Jh. zum Besitz der Patriarchen von Aquileia, die sie als Lehen an adelige Ministerialen vergeben hatten, die gleichen, die später auch mit der Burg Varmo di Sopra belehnt wurden und den gleich lautenden Namen der früheren Burgherren angenommen hatten, deren Geschlecht ausgestorben war. Strategisch gelegen, wurde die Burg in den folgenden Jahrhunderten (14., 15. und 16.) mehrmals durch Erdbeben und Belagerungen beschädigt und im 16. Jh. schließlich gänzlich aufgegeben. Am freien Platz, auf dem sie sich erhoben hatte und der heute als Aussichtspark zur Verfügung steht, sind noch Reste der Erdwälle zu sehen, sowie der antike Turm, der zum Glockenturm der Burgkapelle umgestaltet wurde. In der zweiten Hälfte des 18. Jh. wurde auf Resten der alten Burg die Villa Ticozzi­de Concina mit eleganter, klassizistischer Fassade und zentraler, vorspringender Vorhalle errichtet: in ihrem Garten kamen 1992 Spuren des antiken Verteidigungsgrabens ans Tageslicht. 
    Neben der Burg konnte San Daniele im Mittelalter auch auf eine weitere Verteidigungsanlage zählen, die später fast völlig demoliert wurde: die Stadtmauern, von denen heute noch ein alter Torturm (Portonàt) erhalten ist, der 1579/80 ein bossiertes Außenportal erhalten hatte, das von Antonio Podaro nach Zeichnungen von Andrea Palladio angefertigt wurde, sowie einige Strecken der Zwischenwälle; in einer ist die Apsis der um 1350 errichteten, gotischen Kirche Santa Maria della Fratta eingesetzt. 
    Piazza Vittorio Emanuele, der zentrale Platz der Stadt, wird beherrscht vom mächtigen, weißen Dom, der dem Erzengel Michael geweiht ist, mit einem breiten Treppenaufgang, einem unvollendet gebliebenen Glockenturm, mit dem 1531 nach Zeichnungen von Giovanni da Udine begonnen wurde, sowie drei Bronzetoren von Nino Gortan aus dem Jahr 1982. Der ursprüngliche Bau wurde im 15. Jh. erweitert und erhielt 1707-25 die prunkvolle Fassade im Palladianischen Stil, ausgeführt vom Tessiner Baumeister Domenico Rossi da Morcote, während Presbyterium und Kirchenschiff von anderen Baumeistern erneuert wurden. Der dreischiffige Innenraum mit zwei Kuppeln birgt einige interessante Kunstwerke: ein Prozessionskreuz aus dem 15. Jh., Altarkelche aus dem 15.-16. Jh. und weitere Kleinode; das große Taufbecken aus weißem Stein mit der Statue von Johannes dem Täufer, 1510 von Carlo da Carona ausgeführt; die berühmte Altartafel der heiligen Dreifaltigkeit, die 1534 von Giovanni Antonio De‘ Saccchis, genannt der „Pordenone“, gemalt wurde; die Leinwandgemälde Hochzeit der heiligen Jungfrau und Beschneidung Jesu, die 1569 von Pomponio Amalteo von den Flügeln (später verloren gegangen) kopiert wurden, die 1528 vom Pordenone für ein für den Dom von Venzone bestimmtes Altarbild gemalt wurden, heute in der Mitte der beiden Triptychons auf den Wänden des Presbyteriums zu sehen; die drei Skizzen mit Der mildtätige heilige Johannes, einer Assunta und der Enthauptung von Johannes dem Täufer, vorbereitet um 1734 von Giambattista Tiepolo für geplante und nie ausgeführte Fresken für die Kirche della Fratta. 
    Am Platz vor dem Dom befindet sich links der Palazzo Monte di Pietà aus dem 18. Jh. mit einer Loggia in rustikalem Bossenwerk im Erdgeschoss und einem zentralen, zweibogigen Fenster im Obergeschoss, während auf der Südseite des Kirchengebäudes ein weiterer, mächtiger weißer Bau über der Stadt zu wachen scheint: das alte Rathaus der Stadt, mit einem Säulengang auf fünf niedrigen Bogen im Erdgeschoss mit einem darüberliegenden, eleganten dreibogigen Fenster, das sich auf den Platz öffnet; 

 

seine Errichtung geht auf das Jahr 1415 zurück, Umbauten wurden im 16. und im 18. Jh. vorgenommen; es beherbergt heute das Historische Archiv, dessen Urkunden bis in das 12. Jh. zurück reichen, sowie den antiken Kern der Biblioteca Guarneriana, die älteste öffentliche Bibliothek in Friaul und eine der ältesten von Italien, die nach ihrem Gründer, dem Domherrn und Humanisten Guarnerio d‘Artegna benannt ist. Nachfahre des in Pordenone ansässigen Zweiges des alten Adelsgeschlechtes de Artenea, war er mit den bedeutendsten Gelehrten seiner Zeit in Rom in Verbindung und zog sich im fortgeschrittenen Alter in die Pfarrei von San Daniele zurück; ihr hinterließ er nach seinem Tod im Jahr 1466 über hundertsechzig Handschriften, die er gesammelt hatte oder von den bedeutendsten Texten des klassischen Altertums und seiner Zeit anfertigen und mit Miniaturen ausschmücken ließ. Darunter die Byzantinische Bibel in wunderschöner Handschrift, bemalt in Jerusalem im späten 12. Jh., die über die Erben des Patriarchen Antonio Panciera in den Besitz von Guarnerio gelangt war und in den letzten Jahrzehnten „wegen ihrer erheblichen Bedeutung in der Geschichte der Kunst der Miniaturmalerei“ Gegenstand besonderer Forschungen war. Die Sammlung der Guarneriana wuchs weiter an, vor allem 1734 mit der Schenkung Tausender Handschriften, Inkunabeln und seltener Ausgaben durch den aus San Daniele stammenden Historiker Giusto Fontanini. Zu den bedeutendsten Texten zählt eine Atlantische Bibel, die vermutlich in Spoleto Ende des 11. Jh. angefertigt wurde und eine Göttliche Komödie mit Miniaturen aus dem 14. Jh. toskanischer Herkunft, versehen mit Kommentaren in Vulgärsprache und Latein, ein Missale romanum aus dem 15. Jh. aus parmaischer Schule und eine in Padua angefertigte Kopie mit Miniaturen von Il Canzoniere und Die Triumphe von Petrarca aus dem Jahr 1497. 
    In geringer Entfernung vom Dom befindet sich die Kirche Sant’Antonio abate; errichtet nach dem Willen der Mönchsbrüder des heiligen Eremiten, wurde sie 1308 geweiht, um den Waisen, Kranken, Armen, Pilgern und Reisenden, die im angrenzenden „wohltätigen Spital zum heiligen Antonius“ Aufnahme und Beistand durch die „Mönchsbrüder“ fanden, auch geistlichen Trost zu bieten. Vom heftigen Erdbeben des Jahres 1348 schwer beschädigt, wurde die Kirche getreu dem Original wieder aufgebaut und durch spätgotische Fresken mit Szenen aus der Kindheit Jesus bereichert. 1441 wurde sie umgestaltet und mit einem Chor vervollständigt; 

 

 

(fortsetzung folgt )