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Die beiden letzten Patriarchen von Aquileia, Dionisio und Daniele Dolfin, zeichnen für einige Juwele im architektonischen und künstlerischen Bestand der Stadt verantwortlich: sie ließen eine neue patriarchale Residenz errichten, deren künstlerische Gestaltung dem Architekten Domenico Rossi und dem Maler Giambattista Tiepolo übertragen wurde, sie beauftragten den Architekten Giorgio Massari mit den Entwürfen für eine Erneuerung der Fassade der Kirche Sant’Antonio Abate, auf ihren Wunsch entstand die Bibliothek, die heute mehr als zehntausend Bände verwahrt, darunter viele seltene und sehr kostbare Handschriften in griechischer und hebräischer Sprache und schließlich beriefen sie nochmals Tiepolo für die Ausgestaltung des Oratorio della Purità, wo heute eines seiner größten Meisterwerke zu bewundern ist: die Deckenfresken mit der Darstellung der Assunta.
Am 2. Mai 1797 verließ Alvise Mocenigo, der letzte Statthalter von Venedig die Stadt. Udine und Friaul erhielten einen neuen Herrscher und an Stelle der Venezianer waren
nun die Franzosen unter Napoleon die neuen Herren im Land:
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während die Republik Venedig ohnmächtig dem eigenen Niedergang nach langer, ruhmvoller Geschichte beiwohnen musste, bereitete sich Udine durch Entfernung der venezianischen Wappen - der geflügelte Löwe, der sich auf einer der beiden Säulen in der heutigen Piazza Libertà erhob (und sich heute wieder dort befindet) und der andere über dem Bogen Bollani - auf den Machtwechsel vor, ohne allerdings die Begeisterung für das neue „Freiheitsideal“ zu zeigen, wie dies in anderen Städten der Fall war. Am 23. Juni 1797 wurde von Bernadotte, Befehlshaber der französischen Truppen, eine friaulische Regierung aus 23 Bürgern, die aus der ganzen Provinz ausgewählt wurden, eingesetzt und eine Serie von wichtigen, innovativen Maßnahmen im Finanz-, Justiz- und Verwaltungs-
bereich eingeleitet, mit der das von Venedig geprägte, rechtliche Gefüge eine grundlegende Veränderung erfuhr. Im September des gleichen Jahres schlug Napoleon, aus Mailand kommend, sein Hauptquartier in Villa Manin in Passariano auf, in der prunkvollen Residenz des letzten Dogen von Venedig, dessen Namen sie auch trägt. Hier begannen die Verhandlungen für den Frieden von Campoformido.
Aus den Erzählungen von Ciconi: „Die österreichischen Bevollmächtigten hielten sich in Udine auf, Graf Cobentzel im Palazzo Florio: die Verhandlungen fanden teilweise in Udine bei Cobentzel und teilweise in Passariano statt. In Udine saßen auf einer Seite des rechteckigen Tisches der bereits erwähnte Graf, Graf Meerfeld, Marchese Gallo und Baron Engelmann, auf der anderen Seite nur Napoleon Bonaparte. Am 16. Oktober, nach 20-tägigen Gesprächen, präsentierte der französische General sein „Ultimatum“, das zurückgewiesen wurde. Da erhob sich dieser und ergriff ein am Tisch stehendes Tintenfass aus Porzellan, ein Geschenk der russischen Zarin Katharina ii. an Cobentzel, das diesem besonders teuer war, und sagte mit schneidender Schärfe: also gut, der Krieg ist erklärt, aber denken Sie daran, in weniger als drei Monaten werde ich Ihre Monarchie zerschlagen haben wie ich jetzt diesen Gegenstand aus Porzellan zerschlage! Nach diesen Worten schleuderte er das Tintenfass zu Boden und verließ den Raum. […]. Am Tag darauf (17. Oktober) wurde in Campoformido, einem Ort auf halbem Weg zwischen Udine und Passariano, der Friedensvertrag unterzeichnet, mit dem Venedig preisgegeben wurde“. |
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Von 1805 bis 1813, mit Ausnahme einer kurzen Kriegszeit im Jahr 1809, als Udine von Österreich zurückerobert wurde, stand Udine im Mittelpunkt des Verwaltungsbezirks von
Passariano. In dieser Zeit erfährt Udine zahlreiche Veränder-ungen: antike Klöster und herrschaftliche Paläste werden
beschlagnahmt und in Kasernen, militärische Unterkünfte,
Spitäler und Verwaltungssitze umgewandelt. Städtebauliche Veränderungen werden mit der Neugestaltung des Giardin Grande (heutiger Piazza I Maggio) und dem Umbau von Krankenhaus und städtischem Friedhof eingeleitet.
Die bürgerliche Gesellschaft der Stadt passt sich an und übernimmt die gesellschaftlichen Gewohnheiten der Franzosen. So versammeln sich beispielsweise im Salon von Lavinia Florio Dragoni, die einer adeligen Familie von Udine entstammt, die Vertreter der intellektuellen Welt dieser Stadt, die es durchaus nicht verschmähen, dem Genius von Napoleon zu huldigen. Dieser kehrt 1807 in die Stadt zurück, wo er gemeinsam mit Joséphine und Vizekönig Eugen von der höchsten Gesellschaft der Stadt im Palazzo Antonini Belgrado empfangen wird.
Die französische Herrschaft wurde durch die österreichische abgelöst, die bis Juli 1866 bestehen blieb, als die Stadt befreit und in das Königreich Italien eingegliedert wurde.
Ein wichtiges Datum aus diesem Jahrhundert ist auch der 21. Juli 1860 mit der Eröffnung der Eisenbahnlinie Udine-Casarsa-Venedig, eine Errungenschaft, die für die Entwicklung einer modernen Stadt unbedingte Voraussetzung war.
Während der beiden Weltkriege des 20. Jh. kam der Stadt eine nicht unwichtige Bedeutung zu: hier befand sich 1915 das Oberkommando des italienischen Heeres und der Ausgangspunkt für die Reise an die Front, die nur zu oft ohne Wiederkehr blieb (vor allem für viele Gebirgsjäger der Division Julia); im 2. Weltkrieg war Udine Ziel zahlreicher Bombenangriffe. Im Wiederaufbau nach dem Krieg erfuhr die Stadt eine teilweise Verwandlung und nahm langsam die Formen an, die wir heute kennen und die Udine, trotz einiger unvermeidlicher Probleme, zu einer noch auf den Menschen zugeschnittenen, lebenswerten Stadt machen.
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