Kaum jemand ist sich beim Gang durch die heutige Via Rialto bewusst, dass er auf dem ältesten Boden von Udine steht: genau hier stand eines der kleinen Dörfer, die um die erste Jahrtausendwende die Burg umgaben, jenes „villa Udin“, das später der Stadt den Namen geben sollte. 
    Es mussten jedoch noch einige Jahrhunderte vergehen, bis die rings um den Schlosshügel verstreut angeordneten Siedlungen zu einer Einheit verschmolzen waren, die als Stadt bezeichnet werden konnte. Eine wesentliche Erweiterung erfolgte im 13. Jh., aber die Burg war immer noch das einzige Bauwerk von echter Bedeutung. Im 14. Jh. wurde Udine zur Hauptstadt des Patriachalstaates von Aquileia und die Patriarchen residierten immer häufiger in dieser Stadt, der sie vor Cividale den Vorzug gaben. 
    Es war jedoch Bertrand von St. Genesius, der ihre führende Rolle unter den anderen Gemeinden des patriarchalen Staates begründete und ihre wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung förderte. 

 

1335 weihte er den neuen Dom (errichtet auf dem Boden einer älteren, dem hl. Oderich geweihten Kirche) und beauftragte 1349 Vitale da Bologna mit einem Freskenzyklus, der heute in Friaul zu den besten und am vollständigsten erhaltenen Malereien aus dem 14. Jh. zählt. 
    Verbissene, blutige Kämpfe, deren Ursachen nicht immer klar sind, gehen jenem 6. Juni 1420 voraus, an dem Venedig unter Ausnutzung der verworrenen Verhältnisse in Udine einmarschierte, dem patriarchalen Staat ein Ende setzte und ganz Friaul unter die Herrschaft der Serenissima stellte. 

 
Un mosaico di Gabriele Cattarin. A mosaic of Gabriele Cattarin. Ein Mosaik von Gabriele Cattarin

    Von diesem Jahr bis 1797 wechselte sich eine lange Reihe von venezianischen Statthaltern ab, die von der Stadt aus über Friaul regierten. 
    Die städtebauliche Ordnung von Udine, wie sie heute noch in der Altstadt zu sehen ist, wurde in diesen ersten Jahrhunderten (15. und 16. Jh.) der venezianischen Herrschaft entscheidend geprägt. 1448 wird mit dem Bau der Loggia del Lionello begonnen, die auf eine Zeichnung des Udineser Goldschmieds Nicolò Lionello zurückgeht und mit großem Einsatz vom aus Koper in Istrien stammenden Baumeister Bartolomeo delle Cisterne (von ihm stammt auch das Dombaptisterium) errichtet wird. Der Uhrturm in Piazza Libertà aus dem Jahr 1527 (errichtet an der Stelle, an der sich früher das Haupttor für den Zugang zur Burg befand) stammt von Giovanni Ricamatore da Udine, der Brunnen, nach Entwürfen von Giovanni Carrara aus Bergamo, wurde 1542 errichtet. 
    1511 wurde die Burg von einem Erdbeben zerstört; mit ihrem Wiederaufbau nach Plänen des Architekten Giovanni Fontana wurde 1517 begonnen; die Fassade der Kirche Santa Maria wurde nach Entwürfen des Venezianers Gaspare Negro erneuert, Gleiches gilt für den Glockenturm. Es waren dies die ersten Bauwerke, die auf Pläne bedeutender Architekten zurückgingen. 
    Neben den öffentlichen Bauherren war es vor allem die aus Karnien stammende Familie Antonini, der die Stadt einige ihrer herausragenden Bauwerke verdankt. Am bedeutendsten ist sicherlich Palazzo Antonini, heute Sitz der Banca d’Italia, mit dessen Entwurf 1556 der berühmte Baumeister Andrea Palladio beauftragt wurde. 
    Ebenfalls im gleichen Jahrhundert wurde der Grundstein zum Palazzo del Monte di Pietà (heutiger Sitz der Cassa di Risparmio) gelegt. 
    Einer anderen berühmten Udineser Familie verdankt die Stadt den radikalen Umbau des Doms zu Beginn des 18. Jh. Dabei wurde der ursprünglich gotische Bau durch barocke Ausschmückungen wesentlich verändert. Es war die Familie Manin, welche die Kosten der Erneuerung übernommen hatte. 

 
  Particolare dagli affreschi   del Tiepolo   nella Galleria degli ospiti, del palazzo patriarcale: Sara e l’angelo Detail of Tiepolo’s frescoes   in the Guests’ Gallery in the patriarchal palazzo: Sarah and the Angel Detail der Fresken des Tiepolo in der Gästegalerie des Patriarchalpalastes: Sara und der Engel ParticolarE dagli affreschi   del Tiepolo   nella Galleria degli ospiti, del palazzo patriarcale: Abramo accoglie gli angeli nel querceto di Mamre Detail of Tiepolo’s frescoes   in the Guests’ Gallery in the patriarchal palazzo: Abraham receives the Angels in the oak wood of Mamre Detail der Fresken des Tiepolo in der Gästegalerie des Patriarchalpalastes: Abraham heißt die Engel im Eichenhain von Mamre willkommen