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Aber auch im Casa della Contadinanza auf dem Schlossberg wird im repräsentativen Rahmen über typische Produkte der lokalen Landwirtschaft
informiert. Casa della Contadinanza wurde neben dem Schloss zu Beginn des 20.
Jh. wieder aufgebaut. Ein Schloss, das eine der ältesten demokratischen Institutionen Europas beherbergt
hatte, das Parlament von Patria del Friuli, das während des Patriarchats von Aquileia von aktiv war. Damals wurde das Haus des Bauernstandes zum Schutz der bäuerlichen Interessen
eingerichtet. In diesem Gebäude, das sich ursprünglich unterhalb des Schlossbergs befunden
hatte, waren auch die Waffen zu Verteidigungszwe-cken verwahrt. Heute können diese Wege wieder begangen werden um
Kunst, Kultur und kulinarische Traditionen näher kennen zu lernen.
Auf den Schlossberg zu steigen bedeutet auch,
ein einmaliges Panorama über ganz Friaul genießen zu können.
Es ist kein Zufall, dass der Legende nach der Hügel aufgeschüttet
wurde, um dem Hunnenkönig
Attila die Aussicht auf das brennende Aquileia zu ermöglichen.
Der Hügel ist jedoch natürlichen Ursprungs, der herrliche Ausblick
aber, der sich von seiner Spitze dem Beschauer darbietet, hat
diese Legende bis in unsere Zeit lebendig erhalten.
Aber auch die alten „Osterie“ (typische, lokale Gaststätten) von Udine sind ein
Schatz, den es zu entdecken gilt. Damit dieses Kulturgut nicht verloren
geht, wurde das Comitato Friulano per la difesa delle Osterie („Friaulisches Komitee zum Schutz der Osterie“) ins Leben
gerufen, das mit großem Einsatz auch eine Freiheit der Bürger dieser Stadt verteidigen
will. Die Freiheit, weiterhin ein Ritual ausüben zu können, das in Friaul geschichtlich und kulturell fest verwurzelt
ist: der regelmäßige Besuch der Osterie. Ja, denn eine Osteria ist nicht irgendeine Gaststätte. Von außen ist eine Osteria oft von einem privaten Wohnhaus nicht zu unterscheiden, es gibt keine Neonschilder oder chromglänzende Einrichtungen. Eine abgenutzte Theke, eine Anrichte, ein paar Tische in einem einzigen Raum und die nie fehlenden Spielkarten für das traditionelle „Briscola“;
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das ist die typische Ausstattung einer friaulischen Osteria, aber auch ein
Ort, mit dem seit jeher solide Freundschaften, Anekdoten und menschliche Beziehungen eng verflochten
sind. Ein fast nicht materieller, sondern ideeller Ort. Wer weiß, vielleicht werden die Gurus der modernen
Wirtschaftswissenschaft, die uns das Ende der Industrie- und Arbeitsgesellschaft zu Gunsten einer
neuen, post-industriellen Freizeitgesellschaft prophezeien, schon bald das innovative Potential in den
„friaulischen Osterie“ entdecken. Derzeit jedoch ist der Trend noch umgekehrt: es gibt immer weniger Osterie. An ihre Stelle treten neue Vertrieb-seinrichtungen, Büros, leitende Institutionen. Mit den Osterie gehen aber auch die Werte verloren, die für eine Kultur des Zusammenlebens typisch sind.
Deshalb kämpft das „Friaulische Komitee zum Schutz der Osterie“ um das Überleben dieser Institution und versucht, auch in jungen Menschen die Freude an diesem alten Brauchtum zu wecken.
Auf einem Stadtrundgang zur Besichtigung der Schönheiten von Udine, vielleicht in einer Pause zwischen Museen und Kirchen, ist der Besuch einer alten Osteria durchaus keine Blasphemie sondern harmonische Ergänzung. Hier gilt es, alte Gebräuche und Geschmackstraditionen neu zu entdecken, einzutauchen in eine Welt, in der das Leben noch im beschaulichen Rhythmus abläuft und die man in Udine und Friaul am Leben erhalten will. Auch Mario Quargnolo in seinem Caffè e osterie di Udine („Kaffeehäuser und Osterie in Udine“) und Enzo Driussi in Vecchie osterie friulane („Alte friaulische Osterie“) haben ihr Lob gesungen. Auch geschichtliche Ereignisse haben ihre Spuren in diesen alten Gaststätten hinterlassen.
So beherbergte im Jahr 1822 das „Cavallino“ und spätere Hotel Roma den italienischen Freiheitskämpfer Silvio Pellico anlässlich seiner Überstellung in den Kerker von Spielberg. „Hier, in Ketten gelegt, fanden die von Österreich Verurteilten kurze Rast und den Trost eines anteilnehmenden Abschiedes auf dem Weg in die Kerkerhaft von Spielberg. 28. März 1822“.
Dies besagt eine Gedenktafel, die an dieses historische Ereignis erinnert. Heute ist das „Roma“ aus dem Stadtbild verschwunden. Ein Grund mehr, um bei einem Spaziergang durch die Stadt auch dem einen oder anderen dieser alten Gaststätten einen Besuch
abzustatten.
Schluss
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